ÖZL 2023 im Naturschutzgebiet Bodenmöser

Viel Regen ist gut fürs Moor

In diesem Jahr waren wir wieder einmal bei unserem Schwesterverein, dem Bund Naturschutz für Oberschwaben e. V. (BNO) zu Gast. Unser Lager lag bei Isny im Allgäu in direkter Nachbarschaft des Naturschutzgebiets Bodenmöser, welches auch gleichzeitig unsere Wirkungsstätte für die kommenden zwei Wochen sein sollte.

Bei noch trockenem Wetter schlugen am Freitag, den 28.07.23 der Pflegetrupp des RP Tübingen gemeinsam mit einigen Helfern von BNAN und BNO das Lager auf. Ein paar Leiter waren dazu auch schon anwesend und die anderen trudelten im Laufe des Tages ein, vor allem dem weiten Anreiseweg geschuldet. Manche nahmen hierfür eine Anfahrt von über 3 Stunden in Kauf! Nachdem die Zelte aufgeschlagen und das meiste Equipment aufgeräumt war, verabschiedeten sich die fleißigen Helfer und das Leiterteam konnte die letzten Feinarbeiten erledigen.

An diesem Abend sollten uns noch schwere Verluste bevorstehen: Zuerst gab ein für dieses Jahr neu angeschaffter Gastro-Kühlschrank kurz nach Inbetriebnahme seinen Geist auf, da der Lüfter im Inneren durchbrannte und uns beim Öffnen eine Rauchwolke entgegenschlug. Kurz darauf fiel immer wieder der Strom aus. Auch ein weiterer Kühlschrank sowie eine Tauchpumpe versagten ihren Dienst. Nun ging es erst mal auf Fehlersuche, welche sich schwierig gestaltete. Wenn man meinte, den Fehler gefunden zu haben, funktionierte es doch nicht. Woran es nun genau lag, ob die Kabeltrommeln schlecht vor Regen geschützt waren, oder ob es an einem defekten Kabel lag, konnte abschließend nicht geklärt werden. Wir waren nur froh am Ende, doch noch eine stabile Stromversorgung zu haben. Nur ein großes Problem blieb: Wir hatten keinen Kühlschrank. Zu unserem Glück hatte der kleine Gefrierschrank, den wir noch hatten, nichts abbekommen, und es standen uns zumindest die Kühlakkus zur Verfügung. So wurde aus der Kühlbox unser provisorischer Kühlschrank für das erste Wochenende. Da musste natürlich genau überlegt werden, was gekauft wird und was nicht. So flog die Kräuterbutter zum Bedauern der Teilnehmer erst mal aus dem Programm, und auch andere Dinge gab es vorerst nicht. Auch die Maultaschen, die gefroren mit ins Allgäu wanderten, kamen früher als eigentlich geplant auf den Speiseplan. So dass diese beim Auftauen in der Kühlbox auch noch zur Kühlung genutzt werden konnten.

Schon die erste Nacht zeigte uns einen kleinen Ausblick auf die kommenden Wochen. Sie war nass und kalt. Am nächsten Tag freuten wir uns auf die Anreise unserer diesjährigen Teilnehmer. Wir durften in diesem Jahr 25 Teilnehmende, darunter viele Wiederholungstäter, aber auch einige neue Gesichter in unserem Lager willkommen heißen. Nachdem alle angekommen waren, ihre Zelte bezogen hatten und schon mal die Zeltnachbarn beschnuppern konnten, war es an der Zeit, bei den Kennenlernspielen die restlichen Teilnehmer des Lagers kennenzulernen.

Am ersten Sonntag wurden die Arbeitsflächen begangen, um sich unter der sachkundigen Führung von Andreas Morlok einen Überblick darüber zu verschaffen, was wir machen werden und warum wir es machen. Unsere Aufgabe war es, im Naturschutzgebiet Bodenmöser die schon im Frühjahr gefällten Bäume und Sträucher aus dem Moor herauszuschaffen. Hier setzten wir genau da an, wo Maschinen ihre Grenzen finden und was nur mit vieler Hände Arbeit geschafft werden kann. Diese Arbeiten sind notwendig, um das Niedermoor, das trotz seiner nährstoffarmen Umgebung eine umfangreiche Artenvielfalt bietet, vor der Verwaldung zu schützen. Nicht nur, dass das Moor ein einzigartiger und uralter Lebensraum ist, und schon deswegen besonders schützenswert ist, nein, auch wird immer mehr erkenntlich, welch eine Rolle Moore auch im Klimaschutz darstellen: als wichtiger CO2-Speicher.

Am nächsten Tag stand auch schon unser erster Arbeitseinsatz an, und bepackt mit allem, was man für solch eine Aufgabe benötigte, zog die ganze Truppe ab ins Moor. Eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände waren in diesem Jahr die Gummistiefel. Aber Vorsicht – ein falscher Schritt und selbige wurden zu einem recht unangenehmen Fußbad und mussten erst mal wieder geleert werden. Um den Boden zu schonen, wurde das Schnittgut von uns in Form einer Menschenkette aus der Fläche geschafft und zu großen Häufen am Wegesrand aufgeschichtet, wo es dann später zur weiteren Verwertung abgeholt werden konnte.

Der Regen hatte uns in diesem Jahr voll im Griff. Glücklicherweise waren die Zelte von oben dicht, nur von unten konnte es sein, dass sich auch mal ein kleiner Bach den Weg durchs Zelt bahnte. Da mussten die Zeltbewohner aufpassen, dass sie nicht auf ihrer Luftmatratze davongetragen wurden. Nein, nein Spaß beiseite, so schlimm war es nicht. Die Bächlein gab es schon. Aber mit 2 – 3 Stück Holz die Bodenplane an den Seiten unterlegt, und das Problem hatte sich erledigt.

So hieß es auch beim Wandertag, sich gut auf den Regen vorzubereiten. Schon zu Beginn setzte ein leichter, jedoch recht ausdauernder Regen ein. Wir wanderten durch die wunderschöne Landschaft des württembergischen Allgäus zu einem Grillplatz in der Nähe des Langlaufstadions, wo die Küche auch schon mit Schmackhaftem vom Grill wartete. Der Grill war nicht nur gut, um das Essen zu zubereiten, sondern kam den meisten auch sehr gelegen, um ihre kalten Knochen zu wärmen und die nassen Klamotten ein wenig zu trocknen. Trotz dem Angebot, mit der Küche wieder auf den Platz zu fahren, wurde diese Möglichkeit nur von ein paar wahrgenommen. Die anderen sagten sich: „Das ziehen wir jetzt voll durch.“ Diese Entscheidung sollte im Lager belohnt werden, wo bei ihrer Rückkehr heißer Tee und Plätzchen auf alle warteten.

Unser Busausflug verschlug uns in diesem Jahr, aufgrund der Nähe zur Grenze, nach Österreich in die Stadt Dornbirn. Dort besuchten wir die Inatura, ein naturgeschichtliches Museum. Eine interessante Führung durch die Ausstellung zeigte uns viele interessante Sachen. Danach konnte jeder noch auf eigene Faust los und alles erkunden. Am Nachmittag machten wir noch einen Abstecher an den nahegelegenen Bodensee. Genauer gesagt nach Friedrichshafen, wo jeder noch ein paar Stunden Freizeit hatte und bei ausnahmsweise einmal gutem Wetter auch die Füße ins kalte Nass tauchen konnte.

Am Samstag boten wir wieder verschiedene Workshops an. Es wurden aus Hölzern, Perlen und Muscheln Windspiele gebastelt. Aus Nägeln und viel bunter Wolle wurden Bilder gezaubert. Mit gesammelten Materialien aus Wald und Flur Biotope im Glas hergestellt, und mit Holzbrettern und kernfaulen Fichtenstämmen aus BNAN-Flächen Vogelhäuser gebaut, die unser Markus „Kuse“ Türk vorbereitet hatte.

Am Abend veranstalteten wir wieder aufgrund der großen Beliebtheit einen Casino-Abend, dieses Mal mit dem Thema Hawaii. Hier konnten die Teilnehmer sich an Glücksspiel probieren, an der Bar alkoholfreie Cocktail aus umfunktionierten Apfelmusgläsern schlürfen oder in einer Fotobox lustige Bilder schießen.

Am Sonntag hatten wir das Geländespiel geplant, welches noch vor dem Start auf der Kippe stand und fast im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, da es schon die ganze Nacht geregnet hatte und der Wetterbericht keine Besserung versprach. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns dazu, es doch wie geplant zu starten und wiesen alle daraufhin, sich möglichst gut einzupacken. Der grundlegende Ablauf war derselbe wie jedes Jahr. Die Teilnehmer wurden mit Wegbeschreibungen losgeschickt und mussten sich ihren Weg von Station zu Station bahnen, wo lustige und lehrreiche Spiele und Aufgaben auf sie warteten. Da der Regen kein Ende nahm, gaben wir den Teilnehmern bei jeder Station die Option, abzubrechen und zum Lager zurückgebracht zu werden. Jedoch hielten es bis auf eine Handvoll alle bis zum Schluss durch. Man muss dazu sagen, der Schluss kam früher als geplant, da wir eine Station ausließen und sie schon von der vorletzten Station wieder zum Platz lotsten, wo sie dann die entgangene Aufgabe nachholen durften.

Wie auch schon die Jahre davor, durfte sich das Gewinnerteam ein Essen ausdenken. So gab es in diesem Jahr Burger für alle.

Auch der Pressetag durfte in diesem Jahr nicht fehlen. Wieder einmal herrschte großer Andrang und reges Interesse an unserem Lager. Neben unserem Stammgast, dem Staatssekretär im Umweltministerium Herr Dr. Baumann, den wir immer wieder gerne bei uns begrüßen, waren auch noch Regierungspräsident Tappeser, Stephanie Rebsch von der Stiftung Naturschutzfonds BW, die Landtagsabgeordneten Petra Krebs (Bündnis 90/Die Grünen) und Raimund Haser (CDU), Bürgermeister Magenreuter, Gemeinderatsmitglieder, Vertreter des Forsts, der Naturschutzbehörden sowie Vertreter von BNO und BNAN anwesend. Nach einer Gesprächsrunde in unserem Küchenzelt bei Kaffee und Hefezopf, bei der ein jeder der Anwesenden betonte, welch eine wichtige Arbeit wir nicht nur aktiv für die Natur, sondern auch für die Vermittlung zwischen der Jugend und der Naturschutzarbeit leisten, begab sich der gesamte Tross auf den Weg zur Arbeitsfl äche. Dort warteten schon unsere Jugendliche, die ihnen bohrende Fragen stellten.

Am nächsten Tag machten wir unseren Kleingruppentag und besuchten mit einer Gruppe den Reptilienzoo in Scheidegg, in dem wir eine interessante Führung mit allerlei Wissenswertem bekamen, von Schlangen über Amphibien bis hin zu Kaimanen war alles dabei. Danach wanderten wir noch zu den nahe gelegenen Scheidegger Wasserfällen. Eine weitere Gruppe machte sich auf den Weg, um zuerst in Isny eine Runde Minigolf zu spielen und anschließend in der Altstadt bummelten. Dabei ließen sie sich auch ein leckeres Eis schmecken.

Am Mittwoch besuchte uns nach unserem Arbeitseinsatz eine Waldpädagogin, die mit uns durch Wald und Flur streifte und uns dabei einiges Wissenswertes über die hiesige Flora und Fauna erklärte.

Der folgende Tag stand wieder im Zeichen der Entspannung – Badetag. Wir fuhren gemeinsam ins CamboMare nach Kempten. Ein Erlebnisbad, in welchem jeder seine Seele im warmen Wasser baumeln lassen konnte. Viele genossen dies bei dem nassen Wetter. Die meisten konnten sich dann doch nicht bremsen und ließen auf den Rutschen und Sprungbrettern so richtig die Sau raus.

Nun war auch schon der letzte Tag angebrochen, und am Morgen hieß es nochmal Ranklotzen, um noch die letzten Äste  von der Fläche zerren. Am Abend veranstalteten wir wieder unsere ÖZL-Games. Dabei wurden die Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt. Sie mussten sich mit allem, was sie im Lager so finden konnten, in Figuren aus Film und Fernsehen verwandeln. Aus dem ihnen zugewiesenen Film oder Serie mussten sie eine kleine Szene nachspielen und sich so den anderen Teilnehmern präsentieren. Anschließend wurde sich noch in einem ausgeklügelten Hindernisparcours gemessen. Nachdem alle vom Spiel ausgepowert waren, ging es dann in den gemütlichen Teil über. Man konnte bei allerlei Leckerem vom Grill ein letztes Mal mit den in den zwei Wochen gewonnenen Freunden am Lagerfeuer den letzten Abend genießen.

Wie immer ging es am Abbautag früh los, und in Windeseile wurde das Lager Hand in Hand mit den Helfern von BNAN und BNO sowie dem Pflegetrupp des RP Tübingen abgebaut und eingepackt. Als alles verladen war, wurden auch schon die ersten Teilnehmenden abgeholt. Man trennte sich mit nicht gerade wenig Wehmut im Herzen voneinander.

An dieser Stelle möchte ich stellvertretend für das Leiterteam allen danken, die uns auch in diesem Jahr wieder so tatkräftig unterstützt und dieses Lager erst möglich gemacht haben. Da wären zum einen natürlich Isolde Ludwig, die uns immer immens viel Arbeit abnimmt, und ihr Mann und BNAN-Vorsitzender Manfred. Unser allseits beliebter Markus Türk, der für uns diese tollen Nistkästen vorbereitet hat. Den Funktionären vom BNO, ohne die wir nicht im Stande gewesen wären, im schönen Allgäu ein Lager auszurichten und den Moorschutz hautnah zu erleben. Allen Helfern des BNAN, die uns auch wieder in diesem Jahr beim Auf- und Abbau tatkräftig zur Seite standen. Natürlich auch den Männern und Frauen des Pflegetrupps des RP Tübingen, die sich immer bestens um unser Lagerequipment kümmern, dieses pflegen, lagern, transportieren und auf- und abbauen.

Ohne die finanzielle Unterstützung der beiden Stiftungen, der Reinhold Beitlich Stiftung aus Tübingen und der Stiftung Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg, wäre die Durchführung des Lagers schlichtweg nicht möglich. Zum Schluss noch ein großer Dank von mir an das gesamte Leiterteam. Wieder ging ein Lager erfolgreich zu Ende. Dank eurer tollen Planung, eurem Willen und eurem Enthusiasmus, dieses Lager auch trotz widriger Bedingungen zu einem Erfolg zu machen. Vielen Dank. Wir freuen uns schon jetzt auf ein tolles Lager 2024.

Autor:
Michael Klenk
Ulrichstr.1
73663 Berglen